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Teezeremonie
24. September 2004 @ 20:30 - 00:00
3€Die Kunst Tee zu pflanzen und zu trinken
In der Ruhe liegt die Kraft: Teezeremonie mit Hiroko Fujii.
Trinken im Hier und Jetzt
Hinter der japanischen Teezeremonie steckt mehr als nur der leibliche Genuss
Fünf Tassen stehen auf einem hölzernen Tablett vor Hiroko Fujii. Fünf Menschen – die Zahlen Drei, Fünf und Sieben gelten in Japan als Glückszahlen – knien um sie herum und können einander ansehen. Es herrscht eine konzentrierte, gespannte und doch gelassene Stille. Die Gäste sind Zeugen einer Japanischen Teezeremonie.
Hiroko Fujii hat bereits Tasse für Tasse mit heißem Wasser angewärmt und beginnt jetzt mit der Zubereitung des Tees. Sie entnimmt einem kleinen Gefäß den edlen Gvokuro-Tee und füllt ihn in die Kanne. Es werden nur einige Tropfen warmen Wassers auf den Tee geträufelt. Während der Tee ruht, stellt sie die Untertassen vor sich auf. Nun wird der Tee mit heißem Wasser übergossen, darf kurz ziehen und wird dann in die Tassen verteilt.
Mit tausendfach geübten, ruhigen Bewegungen stellt Fujii Hakuho, wie die in Lörrach lebende Japanerin als Teemeisterin heißt, vor jeden Gast eine Tasse, beginnend mit demjenigen zu ihrer Rechten. Er ist der Ehrengast.
Nachdem er gekostet und sein Wohlgefallen durch Nicken und leichtes Verbeugen kundgetan hat, trinken auch die anderen Gäste vom Tee, wobei sie ein bestimmtes Ritual befolgen, das ihnen vorher gezeigt wurde: Mit der rechten Hand stellt man die Untertasse in die flach gehaltene linke Hand. Diese führt Tasse und Untertasse empor bis unterhalb des Mundes. Nun greift die rechte Hand die Tasse am Henkel und kostet den dickflüssigen, tiefgrünen Tee, der lauwarm getrunken wird. Man führt die Tasse zur Untertasse zurück, verbeugt sich dankend und kann erneut trinken.
Den Geschmack des Tees zu beschreiben, ist ein schwieriger Spagat. Er schmeckte voll und mild, grün und ein wenig erdig. Fujii betont, dass ein Tee allein über 100 Geschmacksausprägungen haben kann, die Einflüsse durch die Art des Aufbrühens noch nicht mitgerechnet. Zudem hat jeder Mensch ein anderes Geschmacksempfinden und wird von seinen Gefühlen beeinflusst. „Der Kenner“, sagt die Teemeisterin, „erkennt durch den Tee sogar das Herz des Gastgebers – ob dieser ärgerlich oder in fröhlicher Stimmung ist.“ Bis zu dieser Fähigkeit ist es allerdings ein langer Weg, vergleichbar mit dem Do (Weg) fernöstlicher Kampfsportarten.
Die Teezeremonie ist keine Sache des rein geschmacklichen Genusses. „Sie ist eine Übung, im Hier und Jetzt zu sein und sich so auf sich selbst zu konzentrieren“, sagt Fujii. Bei einer Teezeremonie herrscht Ruhe, der Alltag mit seinen Sorgen und Aufgaben wird ausgeschaltet. Dabei helfen die Konzentration und die Ruhe in den Bewegungen der Teemeisterin. Auch finden während der Zubereitung des ersten Tees und während des eigentlichen Teetrinkens keine Gespräche statt. Je mehr Übung man im Betrachten der Details bekommt, desto genauer sieht, schmeckt und riecht man. Das gesamte Empfinden wird wacher und feiner.
Die Teezeremonie hat ihren Ursprung in China, von wo der Tee im 11. Jahrhundert nach Japan kam. Im Laufe der Zeit entwickelte sich aus einem Spiel, bei dem aus verschiedenen Tees der berühmteste oder beste herauszuschmecken war, unter dem Einfluss des Zen-Buddhismus die Teezeremonie. Es gibt mehrere Schulen, allein die so gennannte Baisaryu Richtung kennt schon über 60 verschiedene Formen der Teezeremonie, deren längste über 40 Minuten dauert.
Wer sich als Europäer erstmals hingekniet hat, dem kommen die dreißig Minuten bei Fujii Hakuho vielleicht endlos vor, weil die Knie schmerzen und die Füße einschlafen. Da ist die fruchtige Süßigkeit Yokam, die aus dem Saft von Aközie-Bohnen, Zucker und Agar hergestellt ist, eine willkommene Abwechslung. Zwar zwingt einen die ungewohnte Haltung einerseits, im Hier und jetzt zu bleiben, andererseits aber wird spürbar, wie das unangenehme Gefühl durch die Konzentration auf die Zeremonie weicht.